Ein Generalkapitel ist nicht nur eine Versammlung zur Beratung und Verabschiedung von Beschlüssen, sondern auch eine geistliche Zusammenkunft. Das kommt in der ersten Woche in besonderer Weise durch die Abhaltung zweier Einkehrtage zur Geltung. Eigens dazu angereist ist Kardinal Luis Antonio Tagle, der Erzbischof von Manila auf den Philippinen. Vormittags und nachmittags hatte er jeweils einen Vortrag, zu Mittag feierten wir mit ihm die Messe, am Abend gab es dann noch, was die Englischsprechenden "Holy Hour" nennen - eine längere Andacht. Der Kardinal legte bei den Vorträgen eine frohe Gesinnung an den Tag, er verstand es immer wieder, uns zum Lachen zu bringen, zugleich versuchte er, uns eine Perspektive zu geben, worum es in unserem Ordensleben gehen könnte. Vormittags fokussierte er das Thema "Solidarität mit den Armen". Er führte aus, dass Solidarität in biblischer Sicht eigentlich Communio-Gemeinschaft ist und zwar zunächst die Gemeinschaft Gottes mit uns. Dank dieser Gemeinschaft ist niemand von Gott separiert, niemand aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Die "Armen" beschrieb der Kardinal in erster Linie als verwundete Menschen, und Wunden schreien nach Heilung. Sich nicht um die Wunden dieser Welt und einzelner Menschen zu sorgen, heißt, sich von der Gemeinschaft mit Gott loszusagen. Eindrucksvoll erläuterte der Kardinal dies am Beispiel seiner Besuche in Flüchtlingslagern, die er als Präsident von "Caritas internationalis" durchführte. Nachmittags ging es wieder um das Thema Solidarität, diesmal fokussiert auf das "Geweihte Leben". Als Ordenschristen sind wir nicht nur Missionare nach außen, sondern auch füreinander in unseren Kommunitäten. Wir sind Gemeinschaft um Jesus herum, wie es die Aposteln in all ihrer Unterschiedlichkeit waren. Es muss zumindest der Versuch gemacht werden, den Menschen neben mir als Geschenk anzunehmen, wollen wir in der Spur Jesu bleiben. - Soweit einige Gedanken aus Kardinal Tagles Vorträgen. Im Anschluss an seine Ausführungen konnten im Plenum Fragen an ihn gestellt werden. Das war einerseits bereichernd, andererseits verloren wir dadurch viel Zeit zur persönlichen Reflexion. "The day was too packed", sagte mir ein indischer Kapitular am Abend.
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Kardinal Luis Antonio Tagle aus Manila. |
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Bei der Messe an diesem Allerseelentag. |
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Unser Gottesdienstort von außen. |
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Persönliche Begegnung mit dem Kardinal. |
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