Samstag, 26. November 2016

Zurück daheim

Am Samstag vor dem Ersten Adventssonntag landeten wir, P. Provinzial Alfons Jestl und P. Martin Leitgöb, um 5.22 Uhr nach 11-stündigem Flug aus Bangkok in Wien-Schwechat. Damit ist das Ereignis Generalkapitel für uns vorerst abgeschlossen. Wir sind froh, nach dieser intensiven Zeit wieder in der Heimat zu sein. Danke allen, die in den letzten Wochen diesem Blog gefolgt sind. Es gab ca. 1200 Zugriffe. Danke!

Freitag, 25. November 2016

Der Sprachcode des Generalkapitels

Am Tag nach dem Abschlussgottesdienst bin ich dabei, meine Erfahrungen und vor allem die Inhalte der Beratungen etwas zu sortieren. Dazu könnte ich die Beschlüsse und Entscheidungen durchgehen. In des Morgens Frühe hing ich aber einem anderen Gedanken nach: Welche Worte, welche Begriffe haben unsere Gespräche in den letzten Wochen geprägt? Gab es einzelne Codeworte mit hoher Konjunktur? Tauchten Worte neu auf, während andere verschwanden? Wie war es also um den Sprachcode des Generalkapitels bestellt? Ich meine, dass auf diese Weise manches deutlich wird, in welche Richtung es die letzten Wochen ging und was der Weg unserer Ordensgemeinschaft in den nächsten Jahren sein kann. Klarerweise gibt es redemptoristische Codeworte, die zu keiner Zeit fehlten: "Erlösung" gehört dazu, "überreiche Erlösung", wie wir in unserer Tradition sagen, gemäß dem Wort aus Psalm 130: "Bei Ihm ist die Erlösung überreich". Das andere Wort aus unserer Tradition, welches immer wieder präsent war - und mit dem Wort eine harte gesellschaftliche Realität überall auf der Welt: "die Armen" bzw. "die am meisten Verlassenen". Schon der hl. Alfons wusste sich zu diesen Menschen besonders gesandt. Wenig haben wir am Generalkapitel über die in der Vergangenheit manchmal heftig umstrittene Frage diskutiert, wer eigentlich konkret zu dieser Gruppe gehört. Ein Konsens schien aber darin zu bestehen, dass es um die wirklich Armen geht, also um die materiell Armen, um die Menschen mit ungenügenden Lebenschancen. Kardinal Tagle hat uns jedoch geholfen, den Armutsbegriff tiefer zu deuten. Er sprach vom "arm-sein" als "verwundet-sein". Das Wortfeld "Verwundungen-Wunden" begleitete uns während des ganzen Generalkapitels. Es ging um die Wunden der Armen, zu denen wir gesandt sind, aber auch um die Wunden innerhalb unserer Ordensgemeinschaft, um die Wunden im konkreten gemeinschaftlichen Zusammenleben. Damit ist schon das nächste Codewort angegeben: "Gemeinschaftsleben - Leben in Gemeinschaft". Dass diese Lebensform eine erste Form der Verkündigung des Evangeliums sei, haben bereits frühere Generalkapitel festgestellt. Auf unserem Kapitel wurde das Gemeinschaftsleben immer wieder unterstrichen, und es wurde in negativer Weise viel vom heutigen Individualismus gesprochen, der es angeblich gefährdet. Ob wir allerdings den "Individualismus" ausschließlich als Negativparole sehen sollen, darüber bin ich persönlich mir nicht so sicher. Doch für die Frage, wie Gemeinschaftsleben im Rahmen einer als positiv zu bewertenden individualistischen Lebenskultur möglich ist, war unter den Kapitelsmitgliedern wenig Platz. Eher schon wurde diskutiert, von welcher Art unser Wirken angesichts der "Säkularisierung" - ebenfalls ein häufig vorgekommenes Wort - zu sein habe. Die Mehrheit der Kapitelsmitglieder war meiner Einschätzung nach der Ansicht, dass die moderne Säkularsierung der Lebenswelten nicht ausschließlich als Feind gesehen werden darf. Zusammen mit der Sensibilität für die Säkularisierung tauchte in unseren Beratungen auch immer wieder das Wort "Dialog" auf. Bei unseren asiatischen Mitbrüdern spielt der Dialog mit anderen Religionen eine wichtige Rolle. Sie sehen diesen Dialog zunehmend als ein wichtiges Instrument ihrer Verkündigung, und es scheint so zu sein, dass die meisten von ihnen einen ernsthaften Dialog meinen, der mit dem Zuhören beginnt. Ein anderes Wort, das uns durch alle Wochen begleitete war "Solidarität" in allen möglichen Richtungen: Solidarität mit den Armen, Solidarität im gemeinsamen seelsorglichen Wirken, Solidarität mit den Mitbrüdern in Afrika und Madagaskar, Solidarität zwischen stärkeren und schwächeren Ordensprovinzen, aber auch Solidarität mit dem verwundeten Planeten Erde. Letzterer Gedanke wurde ebenfalls stark von den asiatischen Mitbrüdern eingebracht, er gehörte aber zum "Common sense". Selbstverständlich war viel von "Mission" die Rede. Dabei ergibt sich für uns Deutschsprachigen ein Problem. In den meisten Sprachen wird "Mission" als Lehnwort aus dem Lateinischen verwendet und nicht übersetzt. In der deutschen Sprache übersetzen wir dagegen und sagen "Sendung" - gemeint ist das Gesendet-sein von Gott bzw. Christus. Wohingegen das lateinische Lehnwort "Mission" in der deutschen Sprache eine besondere seelsorgliche Form meint: ein pastorales Wirken mit dem Ziel der Glaubensvertiefung bzw. der Hinzugewinnung neuer Gläubiger. Wenn also im Generalkapitel die Rede von "Mission" war, dann immer in dieser doppelten Bedeutung: Sendung und besondere seelsorgliche Form. Großteils einig waren wir uns aber, dass "Mission" nicht bloß auf die traditionelle Form der "Volksmission" bzw. "itineranten Mission" einzuengen ist. Eher ist gemeint: intensive Verkündigung des Wortes Gottes im unverzichtbaren Dialog mit unserer Zeit. Im Zusammenhang mit dem Leitbegriff "Mission" war übrigens immer wieder auch von "Strukturen" bzw. "Erneuerung der Strukturen" die Rede. "Strukturen müssen der Mission dienen" hatte bereits das letzte Generalkapitel formuliert, auf dieser Spur bewegten wir uns weiter, ohne meiner Meinung nach freilich zu wissen, was dies in seiner ganzen Tiefe bedeutet. Immerhin gibt es diesbezüglich ein Bewusstsein und einen Suchprozess. Zu diesem Suchprozess gehört schließlich das große Thema "Konferenzen", also jene Struktur, die ebenfalls bereits vom letzten Generalkapitel als Mittelebene zwischen Generalleitung und Provinzialebene eingeführt wurde. Diese Konferenzstruktur (Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien, Afrika und Madagaskar) beschäftigte uns sehr, entsprechend häufig kam das Wort vor.  Deutlich an Bedeutung verloren hat während des Generalkapitels allerdings der Begriff "Koordinator" als Bezeichnung für die Koordinierungspersonen der Konferenzen. Diesbezüglich ist signifikant, dass wir per Kapitelsentscheid den Koordinatoren nicht die Funktion von "Höheren Oberen" zuerkannt haben. Die entsprechenden Vollmachten bleiben weiterhin alleine beim Generaloberen und bei den Provinzialoberen. Eine strukturelle Frage auf einer ganz anderen Ebene kam mit der Beteiligung von Laienassoziierten während der zweiten Kapitelswoche auf. Es wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass unsere Mission nicht nur unsere Mission, sondern die Mission einer ganzen "redemptoristischen Familie" ist, zu welcher neben den Patres, den Brüdern und den verwandten Schwesternorden bzw. -kongregationen auch Laienchristinnen- und christen gehören. Dementsprechend wurde häufig von "partnership in mission - Partnerschaft in der Mission" gesprochen. Wir sollten uns in der Zukunft dringend an dieses Wort und an die entsprechende Realität gewöhnen und sie fördern. Soweit einige Beobachtungen zum Sprachcode des Generalkapitels. Gegen Ende hin fiel mir auf, dass ein englisches Wort häufiger als am Anfang Verwendung fand, nämlich "to go forth - weitergehen, nach vorne gehen". Um dies tun zu können, braucht es einen Weg mitsamt Wegmarkierungen. Mir persönlich sind die genannten Worte eine wichtige Hilfestellung.

Br. Carlito Gaspar (Philippinen) - einer der um das Gewicht von Worten weiß.

Donnerstag, 24. November 2016

Thanksgivingday

Vierter Donnerstag im Monat November - für uns Europäer ist das ein Tag ohne besonderen Belang. In den Vereinigten Staaten wird an diesem Tag hingegen der Thanksgivingday gefeiert - eine Variante unseres Erntedankfestes. Die traditionelle Speise an diesem Fest: Truthahnbraten. Der amerikanische Präsident begnadigt an diesem Tag aber auch jedes Jahr einige Truthähne. Diese dürfen weiterleben und müssen nicht in den Bratentopf. Die Mitglieder des Generalkapitels wurden heute auch begnadigt. Wie gut, dass es ein Leben nach dem Generalkapitel gibt, und ich glaube, es freut sich ein jeder darauf. Es passte gut, dass wir unseren Abschluss mit einem großen Gottesdienst gerade am Thanksgivingday begangen haben. Anders als unsere übrigen gemeinsamen Messen haben wir diesen Gottesdienst nicht in der kleinen Kapelle im Thai-Stil gefeiert, sondern in unserem Kapitelsaal, der mit den Stuhlreihen anstatt der runden Tagungstische ganz anders und nochmals größer wirkte, sodass P. General einleitend meinte, es sei eigentlich eine Kathedrale. Mit uns feierten die meisten thailändischen Redemptoristen und vor allem auch einige, die in den letzten Wochen für alles sorgten, was zum äußerlichen Gelingen des Generalkapitels nötig war. Das Messformular war vom Fest der Mutter von der Immerwährenden Hilfe. Sie wird hoffentlich auch weiterhin ihre Hilfe beim immerwährenden Prozess der Erneuerung unserer Ordensgemeinschaft erweisen. Denn dieser Gottesdienst war nicht ein Abschluss, sondern eine Sendung - und zwar nicht nur für uns Kapitulare, sondern für die ganze weltweite Kongregation der Redemptoristen. Mehrmals wurde während der vergangenen Wochen gefragt, ob unser Gründer, der hl. Alfons, seine Gemeinschaft heute noch wieder erkennen würde. Auf eine solche Frage gibt es selbstverständlich keine Antwort, aber die Frage an sich ist doch auch eine Hilfe und eine Motivation. Eines ist wohl sicher: Alfons hätte gestaunt, dass ein Generalkapitel von insgesamt 101 Mitgliedern in Thailand, Asien, stattfindet. Er hätte sich aber wohl auch gefreut, nicht zuletzt über die musikalische und liturgische Gestaltung unseres Abschiedsgottesdienstes. Vielleicht hätte ihm freilich beim anschließenden Festessen das Piano gefehlt, an das er sich zu Lebzeiten gerne setzte, um seine Mitbrüder bei besonderen Anlässen zu erfreuen. Dass mehrere jüngere und ältere Mitbrüder sich in Karaoke versuchten, war da eher ein schlechter als rechter Ersatz. Eine Truthahnbegnadigung hatte hier in Pattaya nicht stattgefunden - einige dieser Vögel bildeten den Hauptgang beim Festessen. Immerhin hat die thailändische Ordensprovinz ihren Ursprung in Nordamerika.

Besonders beeindruckend: die kunstvoll gesteckte Husse für den Altartisch.

Eine gute Entscheidung: unser Sitzungssaal als Gottesdienstraum.

Ein philippinischer, ein mexikanischer und ein thailändischer Redemptorist. 

Von diesen dreien stammen die meisten Fotos auch für diesen Blog.

Mittwoch, 23. November 2016

Finale

Am heutigen Mittwoch, dem 23. November, haben wir das Generalkapitel beendet. Einen Tag zuvor wurde noch über die letzten Themen debattiert, u.a. über die Rolle der Brüder in unserer Kongregation. Heute gab es dann eine längere Beratung über das Schlussdokument und über das vom Generalkapitel auszurufende Motto für die nächsten sechs Jahre. Wir einigten uns auf: "Zeugen des Erlösers: Solidarität für die Mission in einer verwundeten Welt". Das Thema der "Wunden" bzw. "Verwundung" hat uns durch das Generalkapitel hindurch begleitet, seitdem es Kardinal Tagle bei den Einkehrtagen deutlich angesprochen hat. "Wunden schreien nach Heilung", hatte er gesagt - das sehen wir als Redemptoristen als unsere Sendung ("Mission"), und diese Sendung ist uns in weltweiter, regionaler und lokaler Solidarität aufgetragen. Mir persönlich fällt dazu ein Spruch ein - ich meine, er stammt von Irenäus von Lyon: "Nur ein verwundeter Arzt kann heilen". Das hätte dann zwei Implikationen: einerseits die eigenen Wunden nicht zu übergehen, nicht auszuklammern, und andererseits sich verwunden zu lassen von den vielen konkreten Nöten und Ungerechtigkeiten in dieser Welt. Nur so können wir Zeugen des Erlösers sein. Je mehr ich über das Motto nachdenken, desto besser gefällt es mir. Es ist wirklich ein Gemeinschaftsprodukt des Kapitels, entstanden aus den Gruppengesprächen und dann beraten und noch einmal ausgefeilt im Plenum. Toll, dass sich die recht vielfältige Gruppe von 101 Kapitularen in großer Einmütigkeit auf dieses Motto einigen konnte. Nachmittags hatten wir dann nur mehr eine kurze Sitzung, in der es vor allem um Formalia ging. Die wichtigste Formalie war der Antrag, den P. General höchst persönlich stellte, nämlich, ob wir damit einverstanden seien, das Generalkapitel zu schließen. Eine größere Mehrheit hat es beim Generalkapitel bei keiner anderen Abstimmung gegeben! - Morgen, am 24. November, feiern wir um 17:30 Uhr Ortszeit, noch den Abschlussgottesdienst. Aber wir fühlen uns jetzt schon sehr befreit.

P. General: "Seid Ihr dafür, dass wir das Kapitel beschließen?"

Abschluss der Sitzung mit dem "Save Regina"

Montag, 21. November 2016

"Motus in fine velocior!"

Dass jede Bewegung, jede Aktion gegen Ende hin schneller wird, hat schon Aristoteles gewusst - und die Lateiner haben diese Erkenntnis in den Satz gekleidet, der den Titel dieses heutigen Beitrags bildet. Wir erleben die Richtigkeit dieser Erkenntnis nun auch am Generalkapitel. Die vierte Woche ist angebrochen, und es ist ein Ende unserer Arbeit in Sicht, aber nicht nur das, tatsächlich geht es jetzt ziemlich rasch. Es ist sogar zu hören, dass wir das Kapitel bereits vor seinem geplanten Ende abschließen werden können. Keine schlechte Aussicht, so können wir uns besser auf die Rückreise samt dem zu erwartenden Jetlag und auf die anstehenden Aufgaben zuhause vorbereiten, immerhin wartet der seelsorglich intensive Advent auf uns. Aber noch sind wir hier in Pattaya im Arbeitsmodus, und wie! Der heutige Tag begann mit einer mehr als einstündigen Beratung über das Schlussdokument, welches uns in einer zweiten, überarbeiteten Version vom Redaktionskomitee vorgelegt wurde. Gegenüber der ersten Version ist diese neue etwas wortreicher geworden. Manche englischsprachigen Mitbrüder sagten, es sei "too wordy" (zu wortreich), und außerdem "too flowery" (zu blumig). Dem schloss ich mich an, aber es wird ja weiter an dem Dokument gearbeitet werden - mal sehen, was herauskommt. Außerdem werden an dieser konkreten Arbeit wieder einmal Mentalitäts- und Kulturunterschiede deutlich. Während Europa, Nordamerika und zum Teil Asien eher linear denken, ist vor allem die romanische Sprachfamilie geneigt, ein Thema ausführlich einzukreisen. Man wird letztlich einen Mittelweg zwischen beiden Mentalitäten finden müssen. Neben dieser Aufgabe ging es am heutigen Tag mit der Beratung und Abstimmung von Postulaten weiter. Es ging dabei um administrative Angelegenheiten unserer Kongregation, aber auch um das Thema "Fundraising". Und schließlich wurde die "Academia Alfonsiana" in aller Ausführlichkeit diskutiert. Diese römische Lehranstalt für Moraltheologie galt über Jahrzehnte hindurch als das akademische Aushängeschild unserer Kongregation. Bildungseinrichtungen erleben aber in unserer Zeit überall auf der Welt einen starken und herausfordernden Veränderungsprozess, auch kirchliche. Davon ist die Academia Alfonsiana nicht ausgeschlossen. Die zentralen Fragen sind: Wie kann ihr Bestand für die Zukunft gesichert werden, und zwar administrativ, finanziell und wissenschaftlich-akademisch? Und: Wie kann die Academia ihre Reputation als weltbeste Ausbildungsstätte für katholische Moraltheologie erhalten bzw. mehr noch: zurückgewinnen. Die diesbezügliche Diskussion im Plenum war zum Teil sehr emotional, aber immer ernsthaft. Am Ende gelang es, per Abstimmung einige Richtlinien festzusetzen. Gut so! P.S.: Die Fotos dieses heutigen Blogs stammen von gestern. Da waren wir alle in Bangkok und haben in der Redemptoristenkirche "Christ, the Redeemer" in Anwesenheit des Apostolischen Nuntius den Christkönigssonntag und den Abschluss des "Heiligen Jahres der Barmherzigkeit" gefeiert.

Blick in den Altarraum der Bangkoker Erlöserkirche.

P. General stand der Messe vor, der Nuntius konzelebrierte.

Alle Türen sind offen, und draußen stehen noch viele weitere Menschen.

Samstag, 19. November 2016

"Wenn du die Freiheit nimmst, nimmst du die Würde"

Unser Generalkapitel ist am Ende der dritten Woche angelangt und steht somit vor dem Finale. Herzliche Grüße an alle, die diesem Blog folgen. Wir sind im Gebet und im Interesse an der Entwicklung unserer Ordensgemeinschaft verbunden. Apropos Gebet: Wir Kapitulare beginnen jede Vormittags- und Nachmittagseinheit mit einer Gebetszeit, die im Kapitelsaal abgehalten wird. Immer trägt eine (Vize-)Provinz oder Region bzw. deren Repräsentanten die Verantwortung für die Gestaltung der Gebetszeiten. Dabei kommen unterschiedliche Sprachen zum Zug, auch solche, die nicht zu den offiziellen Kapitelssprachen gehören. Meistens ist der Beamer im Einsatz, um auf der großen Leinwand unseres Saales die entsprechenden Texte und Lieder anzuzeigen. Vielfach werden auch Bilder oder meditative Kurzvideos gezeigt. Es sind Momente der Sammlung und des Blicks nach innen und oben, die uns gut tun. Mir persönlich hat die Gebetszeit am gestrigen Freitagmorgen besonders gut gefallen. Sie war von den beiden irischen Mitbrüdern gestaltet. Sie erinnerten uns an einen großen irischen  Missionar, den hl. Columbanus. Besonders wertvoll fand ich den Hinweis darauf, dass in der Columbanus-Kapelle des römischen Petersdomes der folgende Satz zu lesen ist: "Si tollis libertatem, tollis dignitatem - wenn du die Freiheit nimmst, nimmst du die Würde!" Da "Erlösung" das Grundthema unserer Spiritualität und Sendung als Redemptoristen ist, kommen wir ohne das Thema "Freiheit" nicht aus. Der Satz aus der Columbanus-Kapelle könnte direkt in die Prinzipien und Leitlinien des Kapitels aufgenommen werden. In den Berichten von den redemptoristischen Aktivitäten auf der ganzen Welt ist viel davon zu hören, wie sehr sich die Mitbrüder überall für Freiheit einsetzen. Es ist aber auch spürbar, dass die Kongregation selbst als ein Raum der Freiheit erfahrbar ist. Auch auf dem Generalkapitel sind wir kein Kollektiv, sondern eine recht bunte Truppe mit sehr vielen unterschiedlichen Meinungen. Mit großem Freimut sagt jeder, was ihm am Herzen liegt, nie verletzend, aber immer ehrlich. So kommen wir dann auch zu unseren Entschlüssen, von denen wir am letzten Tag der dritten Woche viele gefällt haben. Dabei kann es durchaus sein, dass Mehrheiten knapp ausfallen oder vielfach auch keine Mehrheit zustande kommt. Viele der Beschlussvorlagen betrafen in der letzten Woche die Strukturen unserer Kongregation. Es ist gut, dass diesbezüglich nicht alle Ideen durchgewunken wurden. Schließlich braucht es innerhalb und zwischen den Strukturen auch noch freie Entfaltungsräume im Sinne des obigen Zitats.
P.S.: Die Nachricht, dass im Verlauf der vergangenen Woche zwei Mitbrüder wegen Durchfalls und und anschließender Dehydrierung, ins Krankenhaus eingeliefert wurden, mag Anlass sein, auch in dieser Hinsicht für das Generalkapitel zu beten. Es ist eben doch eine Herausforderung, an einer solchen Versammlung im asiatischen Kontext teilzunehmen. P. Alfons Jestl und dem Autor geht es aber gut.

Das Wort hat P. Justo Ramón Correa aus Buenos Aires.

Unter den Übersetzern: der spanische Popsänger P. Damián María Montes Nieto.

Donnerstag, 17. November 2016

Kein Habit 2016!

Bereits vor Tagen wurde angekündigt, dass am Donnerstag das Kapitelsfoto gemacht würde. Zugleich wurden wir gebeten, zu diesem Anlass alle jenes Shirt anzuziehen, welches wir vor einigen Tagen von der gastgebenden thailändischen Ordensprovinz geschenkt bekamen. "Ein ziemlicher Uniformismus", dachte ich mir, "wie eine Schulklasse". Die Initiative zu diesem Gleichklang in der Farbe kam aber nicht von der Kapitelsleitung, sondern von unseren Gastgebern. Solcher Uniformismus sei typisch für Asien, ließ ich mir erklären, bis hin zu Managerseminaren. Also gut, ich hatte also beim Gruppenfoto auch das blaue Shirt an und bin schon gespannt, wie dieses Foto zuhause wahrgenommen wird. Jedenfalls möge es nicht Anlass sein zu meinen, wir hätten hier beim Generalkapitel ein neues Ordenskleid beschlossen, sozusagen den Habit 2016. Es ist ja ohnehin eine alte Erfahrung, dass der Habit nicht den Ordensmann macht, vielmehr der Habitus, also die innere Gesinnung, die Haltungen, die Werte etc. Um die geht es ja auch beim Generalkapitel in erster Linie. Unser Vormittag war heute großteils diesem Thema gewidmet, denn wir berieten in erster Lesung die Schlußbotschaft, die nächste Woche beschlossen werden soll. Eine Redaktionskommission hat dazu außerhalb unserer Sitzungen, d.h. in Abend- bzw. Nachtarbeit, eine Textgrundlage verfasst, die in den nächsten Tagen Zug um Zug verbessert und verfeinert werden wird. Sie ist aber bereits jetzt schon nicht schlecht. Die Redakteure haben die Grundanliegen des Kapitels gut in Worte gefasst. Nachmittags wurde im Plenum das Thema "Solidarität mit Afrika und Madagaskar" debattiert. Dieses Thema steht ja schon seit Jahren auf der Agenda unseres weltweiten Ordensgemeinschaft, weil es den Mitbrüdern auf dem afrikanischen Kontinent an Vielem fehlt. Es braucht aber nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch konkreten Austausch, der wechselseitig ist. Dazu wurde in der Debatte viel Motivierendes gesagt. Am Ende des Arbeitstages kamen wir schließlich noch dazu, einige Beschlussvorlagen einer Abstimmung zuzuführen. Dies ist immer gut, denn da hat man das Gefühl, dass wieder ein Teil der uns aufgetragenen Arbeit erledigt ist, sozusagen abgehakt.

Das Gruppenfoto - zum Vergrößern anklicken!

Gruppenfoto der Koordinatoren der fünf Kontinentalkonferenzen.

P. Joseph Apisit - der Gastgeberprovinzial.

Mittwoch, 16. November 2016

Der Dialog ist möglich

Eine Frage des heutigen Tages am Generalkapitel war, welche Botschaft, welches Thema, welchen Inhalt wir nach Hause bringen und den Mitbrüdern und unseres Laienmitarbeitern kommunizieren wollen. Über diese Frage haben wir in Kleingruppen ausführlich miteinander gesprochen. Es war eine Hilfe, wieder die große Perspektive in den Blick zu bekommen. Vielleicht liegt ja in der Methode unserer Arbeit bereits eine Botschaft, die es wert ist, zu verbreiten: In aller Regel wird die Arbeit in Gruppen und das dortige Gespräch als äußerst fruchtbar für die Arbeit des Generalkapitels wahrgenommen. In den Gruppen ist der Dialog möglich, der als Voraussetzung das intensive und vorurteilsfreie Zuhören hat. In den Gruppen ist es möglich, den Dingen auf den Grund zu gehen und Erfahrungen zu teilen. In den Gruppen braucht es keine große Rhetorik. Es werden keine Grabenkämpfe und keine Polemiken ausgefochten. In den Gruppen ist die kulturelle und kirchliche Vielfalt eine Bereicherung, keine Gefahr oder Einschränkung. Viele der Kleingruppen wären von ihrer personellen Zusammensetzung geeignet, aus ihnen internationale Kommunitäten zu machen. Also die Erfahrung des Dialoges im sensiblen Miteinander-Reden - das ist eine Botschaft, die wir von hier mit nach Hause nehmen. Auch im Plenum gab es heute eine sensiblere und zielgerichtetere Debatte als gestern. Immer wieder kamen die einzelnen Redner in ihren Statements auf die Notwendigkeit einer spirituellen Erneuerung und Vertiefung zu sprechen, nicht zuletzt in dem Sinne, dass wir das Gemeinschaftsleben verbessern müssen, damit die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft nicht vereinsamen oder gar aus der Gemeinschaft herausfallen. Die verschiedenen Redner lösen in mir unterschiedliche Reaktionen aus: Ablehnung, Zustimmung, Gleichgültigkeit, Freude über Übereinstimmungen, manchmal sind es auch Anstöße, die wie ein Stachel sind, der wehtut und mich gerade so zur Selbstreflexion zwingt. Erfreulich war heute, dass wir nicht wenige Postulate recht bündig beraten und zügig beschlossen haben. Aber, wie gesagt, die Botschaft bzw. die Erfahrung, die vor allem bleibt: der Dialog in der kleinen Gruppe ist möglich und führt weiter. Auf Fotos verzichte ich heute, mit Ausnahme eines Fotos, das unseren P. Provinzial zeigt. Zum Dialog braucht es auch die innere Sammlung und Fokussierung.

P. Alfons Jestl.

Dienstag, 15. November 2016

Der Tag nach dem Lichterfest

Am Abend des 14. November wurde in ganz Thailand das alljährliche Lichterfest gefeiert. Interessant, dass sich dieses Fest in zeitlicher Nähe zu unserem abendländischen Martinsfest befindet, an dem ja ebenfalls die Lichtsymbolik bei den Laternenumzügen der Kinder eine wichtige Rolle spielt. In der buddhistischen Kultur Thailands stehen allerdings keine Laternen im Zentrum, sondern kleine Flößchen aus Bananenblättern und Blumen, auf denen Kerzen und Räucherstäbchen platziert sind. Diese Flößchen werden dann ins Wasser gesetzt, und man lässt sie einfach davon schwimmen. So geschah es hier in Pattaya sowohl am Meeresstrand, wo sich Tausende Menschen zum Fest einfanden, wie auch auf dem Redemptoristen-Campus, wo die Flößchen in ein großes Wasserbassin vor unserer Konferenzhalle gesetzt wurden. Die Kapitulare waren alle zu diesem Fest eingeladen, die Hauptakteure waren aber die Kinder und Jugendlichen aus den Betreuungseinrichtungen und Schulen der Redemptoristen. Sie sorgten für Musik und hatten ihre Freude daran, ihre Gäste in dieses typische thailändische Fest einzuführen. Vielleicht hätten wir die Symbolik dieses Abends für unsere Sitzung tags darauf ernster nehmen sollen. Die Flößchen ins Wasser zu setzen, bedeutet nämlich, alle Frustrationen und Sorgen, alles Ärgerliche und allen Groll loszulassen. Bei länger dauernden Konferenzen und Tagungen ist es ja gruppendynamisch vorprogrammiert, dass es irgendwann um die Halbzeit herum zu einem kritischen Punkt kommt. Ich verrate hoffentlich keine zu großen Geheimnisse, wenn ich erzähle, dass wir im Generalkapitel einen solchen kritischen Punkt erreicht haben. Das war gestern bereits absehbar. Heute wurden viele Fragen aufgeworfen: Sind die kulturellen Unterschiede in unserer Ordensgemeinschaft so groß, dass wir den Zusammenhalt verlieren? Aber ist es nicht auch wichtig, einander das Privileg zu erlauben, anders zu sein? Inwieweit dient ein Generalkapitel ausschließlich als Instrument der Administration unserer Ordensgemeinschaft? Verheddern wir uns nicht in zu vielen Einzelbeschlüssen? Sollten wir nicht stärker unsere Vision ins Auge fassen und miteinander beraten? Aber wie zu einer gemeinsamen Vision finden? Sind neue Strukturen, neue Kommissionen, neue Sekretariate das Allheilmittel? Wie gehen wir miteinander um? Wie gehen wir miteinander den Weg durch die nächsten Tage? Wie gesagt, ein kritischer Punkt scheint erreicht zu sein. Es wurde in allem Freimut und in großem Respekt sowie im Aufeinanderhören miteinander geredet. Hoffentlich schaffen wir, manches Flößchen ins Wasser zu setzen und einfach davonschwimmen zu lassen, um mit dem Leben in all seiner Buntheit neu zu beginnen.

Die kleinen Flößchen am Fest "Loi Krathong".
 
Das Bassin, an welchem in den letzten Tagen noch heftig gebaut wurde.

Flößchen in unterschiedlicher Größe.

Alle sind mit Freude dabei.

Montag, 14. November 2016

Das Team ist komplett

Nach dem Wochenende hat das Generalkapitel wieder seine Arbeit aufgenommen und die zweite Halbzeit eröffnet. P. General ermahnte uns am vergangenen Freitag, das Wochenende zur Erholung zu nützen, weil es diese neue Woche in sich habe. Tatsächlich: Wir ackern uns nun durch die vielen Postulate. Diese liegen einerseits im Instrumentum laboris vor. Es gab aber auch die Möglichkeit, direkt am Generalkapitel noch Postulate einzubringen. In der Regel läuft es so: Die einzelnen Beschlussvorlagen werden zunächst in den Kleingruppen diskutiert, anschließend im Plenum. Danach folgt mit zeitlichem Abstand zu den Beratungen ein Beschluss per Abstimmung. Manche Beschlussvorlagen sind schon durchgefallen, andere sind überraschender- oder ärgerlicherweise (je nach Ansicht!) positiv entschieden worden, manche werden einfach durchgewinkt. Über einzelne Inhalte in diesem öffentlichen Weblog zu berichten, liegt nicht in der Kompetenz des Autors. Für die Mitbrüder zuhause gibt es ja auch interne Informationskanäle. Wir haben heute aber nicht nur das Instrumentum laboris gewälzt, sondern auch die Wahlen vervollständigt. Eine wichtige Wahl stand nämlich noch aus, diejenige zum Vikar des P. General. In den letzten Jahren hatte diese Funktion der Paraguayaner Enrique Lopez inne. Er erinnerte in seinen Abschiedsworten seinen zu wählenden Nachfolger an die Tradition, dass jeder redemptoristische Generalvikar eine Wallfahrt nach Wien zum Grab des hl. Klemens Maria Hofbauer zu machen habe. Das hören österreichische Ohren gerne. Danach brauchte es einige Wahlgänge, bis wir tatsächlich wussten, wer der neue Generalvikar sei. Die Wahl viel auf P. Alberto Eseverri aus der Provinz Madrid, der seit dem letzten Generalkapitel bereits Generalkonsultor ist. Wohl war für viele u.a. seine bisherige Erfahrung in der Leitung unserer Ordensgemeinschaft ausschlaggebend. Wir freuen uns, dass er bereit war, die Wahl anzunehmen und dass damit das Team um P. General komplett ist.

P. Alberto Eseverri

Die Moderatoren des Generalkapitels sind zu 100 % gefordert.

Während der Beratungen über einzelne Postulate.

Fototermin mit P. General.

Es gibt immer wieder Erfreuliches, Erheiterndes ...

Bangkok - Metropole der Gegensätze

Das Wochenende nützten verschiedene Kapitelsmitglieder, um einen Ausflug nach Bangkok zu machen - entweder als organisierte Gruppe oder auf eigene Faust. Eine solche Stadt zu erleben, gibt einem noch einmal ein anderes Gefühl für das ganze Land, in mancher Hinsicht sogar für den asiatischen Kontinent. Vielfach erlebt man dann, dass es wahr ist, wenn es heißt: Asien sei der Kontinent der Zukunft. Auf der anderen Seite ist man aber auch von den Gegensätzen hin- und hergerissen, z.B. Säkularismus vs. Buddhismus, megalomane moderne Bauten vs. Barackenwohnungen etc. Die nachfolgenden Fotos versuchen, ein paar Eindrücke zu vermitteln.

An jeder Ecke Essensstände und ihre spezifischen Gerüche.

Buddhistische Mönche.

Einer der ältesten Straßenzüge (mitte 19. Jh.) - früher ein Elefantenpfad.

Eine der vielen Schneidereien - ein kompletter Anzug für ...

Atemberaubend, aber den Himmel doch nicht erreichend.

Die deutsche Gemeinde feiert in der Kapelle eines christlichen Krankenhauses.

Das Boot als städtisches Fortbewegungsmittel.

Bildstock an einem innerstädtischen Wallfahrtsort.

Traditionelle buddhistische Kultur und 21. Jahrhundert.

Menschen in Bangkok leben nicht bloß in den tollen Hochhäusern.

Freitag, 11. November 2016

Wahlen der Generalkonsultoren

Der letzte Tag der zweiten Woche unseres Generalkapitels diente erneut einem wichtigen Wahlvorgang. Hatten wir vor zwei Tagen den Generaloberen wiedergewählt, galt es heute, seine sechs Generalkonsultoren zu bestimmen. Die Statuten beschreiben den Vorgang so, dass zunächst einmal fünf Konsultoren am Stück zu wählen sind. Erst dann kann ein sechster gewählt werden. Es gab deshalb heute insgesamt zwei Strohwahlen und dann jeweils die offiziellen Wahlgänge. Zur allgemeinen Überraschung erhielten die ersten fünf Generalkonsultoren bereits im ersten Wahlgang die nötige Stimmenmehrheit. So ersparten wir uns in dieser ersten Phase weitere Urnengänge. Das Ergebnis dieser ersten Wahlphase ist: P. Nicolas Issifi Ayouba Martin von der Provinz Afrika-West, P. Sebastian Ani Dato von der Provinz Indonesien, P. Rogerio Gomes von der Provinz Sao Paulo, Bruder Jeffrey Rolle von der Region Karibik (wiedergewählt) und P. Alberto Eseverri von der Provinz Madrid (wiedergewählt). Nach dieser ersten Phase wurde von der Kapitelsmehrheit entschieden, dass wir am heutigen Tag auch gleich noch den sechsten Generalkonsultor wählen. So starteten wir in die zweite Wahlphase, die dann zwei einzelne Wahlgänge brauchte. Am Ende erreichte P. Pedro Lopez aus der Provinz Madrid eine deutliche Stimmenmehrheit. So haben wir jetzt zwei Generalkonsultoren aus der Provinz Madrid- so etwas hat es auch noch nie gegeben.

Der sechste Generalkonsultor: P. Pedro Lopez
Von links: P. Gomes, Br. Rolle, P. Martin, Ani Dato, P. Eseverri.
Stimmenauszählung

Donnerstag, 10. November 2016

Vertiefung der Zusammenarbeit mit Laien

Das Generalkapitel hatte heute - zumindest in meiner persönlichen Wahrnehmung - einen großen Moment. Unser Hauptthema war die Vertiefung unserer Zusammenarbeit als Redemptoristen mit Laien, die unser Ordenscharisma teilen. Weltweit gibt es diesbezüglich großartige Beispiele in einzelnen Einheiten unserer Kongregation. Die Formen der Zusammenarbeit können dabei höchst unterschiedlich sein, sie sind aber immer angetan, unsere eigene Lebensform als Ordenschristen und unsere pastorale und missionarische Sendung zu encouragieren, auszuweiten und zu verdeutlichen. Genau aus diesem Grund nehmen die ganze Woche über fünf Laienvertreter aus unterschiedlichen Weltgegenden am Generalkapitel teil. Sie hatten heute die Bühne, um uns Kapitularen von ihrer Teilhabe am redemptoristischen Charisma und von ihrem persönlichen Engagement zu erzählen. Wir hörten beeindruckende Lebenszeugnisse. Danach sprachen wir sowohl in Kleingruppen wie im Plenum über unsere persönlichen Erfahrungen und Visionen, was die Zusammenarbeit mit Laien betrifft. Dabei wurde auch eine Suchbewegung in Gang gesetzt, was die Erneuerung der Strukturen unserer Zusammenarbeit mit Laien betrifft. Eigentlich sollte man ja nicht bloß von "Zusammenarbeit", sondern von "Partnerschaft" sprechen. Es geht um die gemeinsame Sendung von Redemptoristen und redemptoristischen Laien auf Augenhöhe. Meine persönliche Überzeugung ist nach dem heutigen Tag: Wenn wir diese Partnerschaft wirklich ernst nehmen, würde uns dies als Ordensgemeinschaft auf allen Ebenen weit nach vorne bringen, aber auch tiefgreifend verändern - und zwar zum Positiven! Einer der Kapitulare bezeichnete die Partnerschaft zwischen Redemptoristen und Laien als einen "Kairos", will heißen: als ein Gebot der Stunde. Dem ist nur zuzustimmen. Hoffentlich gelingt es in der ganzen Kongregation, diesen Kairos in unterschiedlichen Formen, aber immer mit großer Bereitwilligkeit zu realisieren.

Blick auf das Podium: 3.-7. von links Laienrepräsentanten

Der Kapitelsaal vom Podium aus.

Der Kapitelsaal von hinten.

Mittwoch, 9. November 2016

Generaloberer: der Neue ist der Alte

Bei der heutigen Wahl des Generaloberen gab es keine große Überraschung. P. Michael Brehl, der seit 2009 diese Aufgabe inne hat, wurde für eine weitere Amtsperiode wiedergewählt. Die Regisseure des Generalkapitels haben für diese Wahl einen guten Tag ausgewählt, nämlich den Gründungstag unserer Kongregation. Bereits morgens um 7:00 Uhr früh feierten wir aus diesem Anlass eine gemeinsame Messe mit P. Brehl als Hauptzelebranten und P. Enrique López, dem bisherigen Generalvikar, als Prediger. Dieser erinnerte uns in seiner zündenden Ansprache an eine wichtige Aufgabe des Generalkapitels, nämlich das Wesentliche des redemptoristischen Charismas von zeitbedingten Formen zu unterscheiden und für das Wesentliche dann jene Formen zu finden, welche in unsere Zeit passen. Unsere Vormittagssitzung begannen wir dann mit einem sehr persönlichen Austausch in Kleingruppen genau über diese Fragestellung. Vor dem Mittagessen war dann die - wie wir im Deutschen sagen - "Strohwahl". Jeder konnte zwei Namen auf den Stimmzettel schreiben. Bereits bei dieser Wahl, die in keiner Weise rechtskräftige Wirkungen hatte, war klar, dass P. Brehl im Amt bestätigt werden wird. Als wir dann am Nachmittag zusammenkamen, um die definitive Wahl abzuhalten, konnte eigentlich alles ganz schnell erledigt werden. P. Brehl versammelte im ersten Wahlgang eine überragende Mehrheit der Stimmen auf sich. Er nahm die Wahl an. Es gab stehende Ovationen und Gratulationen der einzelnen Kapitulare, herzliche Umarmungen, Blitzlichtgewitter. Danach gingen wir in die Kapelle um die Dankandacht anlässlich der vollzogenen Wahl zu halten. Dass es anschließend für den heutigen Tag mit der Sitzung noch weiterging, verstanden nicht alle Kapitulare. Redemptoristen müssten doch eine solch wichtige Entscheidung auch feiern können, sagten sie. Das haben wir jedenfalls am Abend mit einem "Gaudeamus" gemacht.

Einige biographische Daten zum Generaloberen: Michael Brehl wurde am 7. Januar 1955 in Toronto in Canada geboren. Nach seinem Eintritt in die Kongregation der Redemptoristen legte er am 15. August 1976 seine Ersten Gelübde ab und wurde am 3. März 1980 zum Priester geweiht. Danach war er als Pfarrseelsorger, in Pfarrmissionen und später als Ausbildner für Novizen und Studenten der Kongregation tätig. Im Jahre 2002 wurde P. Brehl zum Provinzial der kanadischen Redemptoristenprovinz Edmonton-Toronto gewählt. Als solcher nahm er auch bei den Generalkapiteln von 2003 und 2009 teil und war auf beiden im Gremium der Moderatoren. Am Generalkapitel des Jahres 2009 wurde er schließlich in der Nachfolge von P. Joseph W. Tobin zum Generaloberen gewählt. Sieben Jahre danach erfolgte nun seine Wiederwahl.

Auszählung der Stimmen.

Annahme der Wahl.

Stehende Ovationen.

Dankandacht.

Dienstag, 8. November 2016

Der lange Weg zu einem "Ja"

Am Abend des heutigen Tages haben wir uns in der Kapelle unserer Tagungsstätte zusammengefunden, um ein längeres Gebet in der Vorbereitung für die anstehende Wahl der Generalleitung zu halten. Wie immer war das Gebet gut vorbereitet. Eine eigene Liturgiekommission kümmerte sich offensichtlich schon lange vorher um die entsprechende Gestaltung unserer Gottesdienste. Es gibt für alle gemeinsamen Gottesdienste ein eigenes Text- und Liederbuch. Das Beten am Abend hat nach einem anstrengenden Tag gut getan. Es sage nämlich niemand, dass ein Generalkapitel ausschließlich Vergnügen bedeutet. Nebst einer stark eingestellten Klimaanlage im Kapitelsaal, die den Autor dieses Blogs zum Tragen eines Pullovers zwingt, sind vor allem zu nennen: lange Sitzungen, schwierige Entscheidungsfindungen, immer neue Diskussionsanläufe in Kleingruppen und im Plenum, komplizierte Abstimmungsprozesse ... so war es heute. Es ging nach wie vor um das Thema der Neustrukturierung unserer Kongregation und um die Frage, ob und wie die "Konferenzen" als den einzelnen Provinzen übergeordnete Struktur institutionalisiert werden sollen. Bei den beiden Abstimmungen am späten Nachmittag wurde diese Frage seitens einer großen Kapitelsmehrheit mit "Ja" beantwortet. Voilà! Ein wichtiges Thema ist somit abgehakt, es wird uns aber in manchen Feinheiten auch in den nächsten Tagen und Wochen noch beschäftigen, nicht zu reden davon, dass ja die Beschlüsse des Generalkapitels in den nächsten Jahren umgesetzt werden müssen, was wieder viel Kleinarbeit bedeutet. "Veni, creator spiritus ..." haben wir in unserem Abendgebet gesungen!

Der Kapitelsaal in Vogelperspektive.

Generalkonsultor Joao Pedro Fernandes u. Br. Gerardo Giordano (Prov. Neapel)

Die Laienrepräsentantin aus Nordamerika.

Bereits sein 5. Generalkapitel: P. Ronny Mc Ainsh (Provinz London).
Stimmst Du zu? Ja - Nein - Enthaltung.

Im Gebet versammelt und gesammelt.